Gut pariert ist halb gewonnen

„Du siehst aber müde aus“, sagt der Kollege morgens im Büro. Tatsächlich hast du seinetwegen gestern Abend Überstunden gemacht und sitzt seit einer halben Stunde schon wieder am Schreibtisch. Eine wichtige Präsentation muss fertiggestellt werden und er hat dich nicht unterstützt, hatte wegen eines privaten Termins sogar überpünktlich das Büro verlassen. Dein Puls steigt, dein Gehirn rattert. Du willst etwas erwidern, doch … es fällt dir einfach nichts Passendes ein! Ein witziger Kommentar wäre gut, nicht zu bissig – schließlich sitzt ihr auch in Zukunft im Büro und du möchtest die ansonsten angenehme Arbeitsatmosphäre nicht gefährden. Unkommentiert lassen willst du den wenig reflektierten Kommentar deines Kollegen aber auch nicht. Und während du noch fieberhaft überlegst, ist der Kollege mit den Worten „Ich hol mir mal einen Kaffee“ bereits zur Bürotür hinaus entschwunden. Und du sitzt immer noch sprachlos an deinem Arbeitsplatz…. Die Chance für eine spontane Replik? Vertan!

Bestimmt hast du schon einmal eine ähnliche Situation erlebt. Dann weißt du ja: Nichts ist so ärgerlich, wie eine treffende Antwort, die einem zu spät einfällt. Schlagfertigkeit und Spontaneität können im Berufsalltag immens wichtig sein: Wer gekonnt dumme Kommentare retourniert und verbale Angriffe kontert, wirkt souveräner und selbstbewusster und verschafft sich dadurch nicht nur bei nicht empathischen Kollegen Respekt.

Schlagfertigkeit kann uns auch aus peinlichen und unangenehmen Situationen helfen. Nehmen wir mal an, du hast ein wichtiges Geschäftsessen mit einem Kunden und tropfst dir Tomatensauce auf dein frisch gebügeltes, weißes Hemd. Oder du trägst deine neuen Schuhe – stolperst und fällst fast der Länge nach in den Büroflur. Souveränität und Selbstbewusstsein zeigt, wer in peinlichen Situationen statt mit hochrotem Kopf nach Worten zu ringen noch einen witzigen Spruch auf den Lippen hat. Schlagfertigkeit schützt uns nicht vor unangenehmen Situationen und verbalen Angriffen, hilft uns aber ungemein dabei, diese zu entschärfen! Mit der Souveränität, die du beim gekonnten Entgegnen ausstrahlst, verschaffst du dir zudem Respekt und steigerst dein eigenes Selbstwertgefühl.

Dir fehlen manchmal die Worte? Hier unsere Tipps für dein Plus an Schlagfertigkeit:

Erstens: Spiel den Ball doch einfach zurück!
Nach einer Äußerung bist du erst einmal baff. Dir fällt spontan keine humorvolle Entgegnung ein? Dann spiel den Ball doch einfach zurück ins gegnerische Spielfeld, um Zeit zu gewinnen! Eine provokante Frage beispielsweise kontert man am besten mit einer (rhetorischen) Gegenfrage. Stellt jemand in einer Besprechung deine Ausführungen mit einem „Und was soll uns das denn bringen?“ in Frage, entgegnest du elegant: „Kannst du mir deinen Einwand genauer erläutern?“ Und auf ein: „Und wie soll das gehen?“ antwortest du zuckersüß mit: „Wünschst du, dass wir uns zuerst mit der Umsetzung befassen, bevor wir uns die Strategie angesehen haben?“

Zweitens: Mach dem anderen ein Kompliment
Wer anderen eine Grube gräbt, erwartet alles, aber keine Komplimente. Mach dir dies mit einer besonderen Strategie zunutze. Jemand schlägt dir die Tür vor der Nase zu? Dann lob ihn für seine zuvorkommende Art! Ein Kollege grätscht mit einer unsachlichen Bemerkung in deine Präsentation? Halt inne, richte deine und damit auch die Aufmerksamkeit der anderen Zuhörer auf ihn und lobe ihn für seinen konstruktiven Einwand. Doch Vorsicht: Diese Strategie ist nicht ganz ungefährlich und sollte nicht bei Menschen angewandt werden, mit denen du Tag für Tag zu tun hast. Denn fühlt sich der andere bloßgestellt, können sich schwelende Konflikte weiter verschärfen. Überlege dir darum sehr genau, wo du diese Vorgehensweise anwendest!

Drittens: Übertreibe maßlos!
Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Gerade in peinlichen Situationen oder bei uncharmanten Kommentaren zeigt Größe, wer mit einer guten Portion Selbstironie antwortet und dabei maßlos übertreibt. Das Prinzip ist einfach, erfordert aber eine gewisse Übung. Nehmen wir mal an, dein Kollege sagt vor den anderen Kollegen zu dir: „Du siehst aber schlecht aus, ganz blass!“ Dann hast du verschiedene Optionen zu reagieren: Du bist betroffen und schaust verunsichert erstmal in den Spiegel. Du reagierst beleidigt, weil du dich eigentlich ganz gut fühlst und die Bemerkung für einen persönlichen Angriff hältst. Oder du entgegnest lässig: „Ich war schon beim Arzt. Der wollte mir glatt einen Totenschein ausstellen.“ Du kannst sicher sein: Die Lacher sind auf deiner Seite und der Kollege wird sich das nächste Mal genau überlegen, ob er wieder eine unüberlegte Bemerkung macht. Du wirst sehen: Wer nicht alles so bierernst nimmt, lebt entspannter!

Viertens: Übe dich als Übersetzer!
Auch diese Taktik solltest du ein wenig trainieren. Im Prinzip geht es darum, einen Kommentar oder einen Einwand aufzugreifen und den anderen Zuhörern zu übersetzen, ihn dabei aber ins Positive zu drehen. Klingt kompliziert? Ist auch nicht ganz einfach. Ein Beispiel: Du erläuterst im Kollegenkreis Maßnahmen einer neuen Arbeitsorganisation. „Das ist doch alles Augenwischerei“, tönt ein Kollege von hinten. Du konterst geschickt, indem du den Einwand aufgreifst und professionell übersetzt: „Der Kollege möchte wohl darauf hinweisen, dass er Zweifel an der Effizienz der angedachten Maßnahmen hat, aber ich habe mich sehr lange mit dem Thema beschäftigt und kann dir versichern, dass …“. Mit dieser Strategie machst du deine Souveränität deutlich, denn du reagierst auf einen unsachlichen Einwand auf eine sachliche Art und Weise.

Fünftens: Weiche geschickt aus!
Manchmal kann es gut sein, auf einen unsachlichen Einwand überhaupt nicht einzugehen – zumindest nicht direkt. Du wirst verbal angegangen? Dann mach doch einfach eine wirkungsvolle Pause, schau in die Runde und eröffne eine Diskussion über die Kommunikationskultur im Team.

Wenn dann alle übereingekommen sind, dass unsachliche Zwischenrufe nicht nur unhöflich sind, sondern auch das Team nicht wirklich weiterbringen, dann wirst du sicher ungestört deine Präsentation fortführen können.

Sechstens: Lerne aus verpassten Chancen!
Du hast einen unangemessenen Spruch nicht schlagfertig parieren können? Ärger dich nicht lange darüber, sondern nutze die vertane Chance, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Spiel die Situation gedanklich noch ein paar Mal durch und entwickle dabei gelungene Konter. Versetze dich noch einmal genau in die Situation und füttere dein Unterbewusstsein mit positiven Ergebnissen. Stell dir deinen Erfolg intensiv vor und schöpfe daraus Selbstbewusstsein.

Siebtens: Trainiere deinen Schlagfertigkeitsmuskel sooft du kannst!
Übung macht den Meister – das gilt auch in puncto Schlagfertigkeit. Trainiere deinen Schlagfertigkeitsmuskel so oft du kannst. Entwickle gedanklich verschiedene Szenarien und leg dir ein Repertoire an guten Kontern zurecht. Lass dich dabei auch von Aphorismen und humorvollen Zitaten prominenter Persönlichkeiten inspirieren. Lies Bücher zum Thema (Tipps siehe unten). Ganz wichtig: Habe Geduld mit dir selbst! Wenn du konsequent an deinem kommunikativen Selbstbewusstsein arbeitest, werden sich bald auch beim gelungenen Kontern Erfolge einstellen.

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