Erste Hilfe gegen Miesmacher und Intriganten
„Der Nörgler wird sogar im Paradies allerlei Fehler finden.“
Henry David Thoreau
Spaß bei der Arbeit macht uns leistungsfähiger. Und wer sich an seinem Arbeitsplatz wohlfühlt, ist produktiver. Das Betriebsklima ist der wichtigste Motivator der Deutschen im Job, hat eine aktuelle Studie ergeben. Demnach sind 65 Prozent der Befragten motivierter, wenn sie mit Chefs und Kollegen gut klarkommen. Doch die Realität deutscher Büros, Produktionshallen und Werkstätten sieht oft anders aus. Da verderben uns Miesmacher die Stimmung. Da verhindern Bedenkenträger die Umsetzung neuer Ideen. Da intrigieren Kollegen gegen Kollegen. Da wird auf dem Gang lautstark der neuste Klatsch und Tratsch aus der Kantine verbreitet. Doch was tun?
Mit unseren Kollegen verbringen wir oft mehr Zeit als mit unserem Partner. Schwierig, wenn das Betriebsklima nicht stimmt. Miesepetrige Kollegen, notorische Nörgler, lähmende Bedenkenträger und schlechte Stimmung im Team wirkt sich nicht nur auf unsere eigene Laune, sondern auch auf unsere Produktivität aus. Und manchmal gelingt es einzelnen Kollegen sogar, das Klima eines ganzen Unternehmens nachhaltig zu vergiften.
Dass es „menschelt“, wo Menschen zusammenarbeiten, liegt in der Natur der Sache. Hin und wieder sind Konflikte akzeptabel, Konkurrenzkämpfe normal und Reibungsverluste unvermeidlich. Manchmal jedoch zehren sie an unserer Geduld, kosten gleichermaßen unsere Kraft und Effizienz. Unkollegiales Verhalten und nervige Kollegen sind eben echte Motivationskiller.
Ruhig bleiben, sich selbst überdenken
Experten raten in derartigen Situationen zunächst einmal die eigene Sichtweise zu überprüfen. Ist jemand schon schwierig, nur weil er sich nicht so verhält, wie wir es von ihm erwarten? Oder tickt er einfach nur anders als wir? Schließlich kann es für den Teamerfolg durchaus förderlich sein, wenn unterschiedliche Charaktere unterschiedliche Rollen einnehmen. Erfolgreiche Teams sind häufig heterogen besetzt: Da arbeiten extrovertierte Alphatiere, introvertrierte Nerds, fleißige Teamsoldaten und pedantische Kontrollfreaks Hand in Hand. Menschen also, die sich privat vielleicht niemals getroffen, geschweige denn angefreundet hätten, die aber im Job ein gemeinsames Ziel vereint.
Was ich sagen will: Deine Kollegen müssen nicht unbedingt so sein wie du, sie müssen dir noch nicht einmal besonders sympathisch sein. Wichtig ist nur eines: Jeder bringt seine Stärken, sein Bestes in das Team ein und jeder behandelt den anderen mit Respekt.
Hinterfrage also ruhig zuerst dich selbst, warum du diesen oder jenen Kollegen so seltsam findest. Was macht ihn aus deiner Sicht schwierig? Liegt es daran, dass du seine Sicht der Dinge einfach nicht verstehst, weil sie so anders ist als deine? Habt ihr vielleicht ganz unterschiedliche Stärken, die aber beide für das Funktionieren des Teams wichtig sind?
Fakt ist: Essentiell für ein gutes Betriebsklima und den Erfolg des Teams ist ein gemeinsames Ziel und gegenseitiger Respekt. Ersteres sollten Führungskräfte vermitteln, letzteres ist ein Grundgesetz guter Zusammenarbeit. Intrigieren Kollegen gegen dich, statt sich offen mit dir auseinanderzusetzen, bremsen Bedenkenträger die Weiterentwicklung gemeinsamer Projekte aus, drücken sich Mitarbeiter aus Angst vor wichtigen Entscheidungen oder verderben Kollegen mit Jammern und Nörgeln dauerhaft die Stimmung im Team, dann besteht Handlungsbedarf.
Das Gespräch suchen
Auch wenn du keine Führungskraft bist, solltest du derartige Probleme gezielt ansprechen. Experten raten, vor einer Unterredung genau zu überlegen, was dich stört und wie groß dein eigener Anteil an einer schwierigen Situation ist. Überlege, inwieweit ein Gespräch zu einer Verbesserung der Situation beitragen kann.
Das klärende Gespräch findet am besten unter vier Augen statt. Vorwürfe und Anschuldigungen sind tabu. Besser, du vermittelst dein Problem sachlich, aber anschaulich und gestehst dabei auch eigene Schwächen ein. Selbst wenn du weißt, dass andere Kollegen ähnlich denken wie du, solltest du in diesem ersten Gespräch stets nur von dir selbst und deinen eigenen Anliegen sprechen, damit dein Gegenüber sich nicht in die Enge getrieben fühlt und denkt, das ganze Team habe sich bereits gegen ihn verschworen.
Positive Gesprächsführung
Um mit Gesprächen etwas erreichen zu können, empfehlen Fachleute eine positive Gesprächsführung. Folgende Grundregeln solltest du dabei beachten:
Bleib fair und sachlich!
Auch wenn sich oft Wut und Ärger aufgestaut haben, versuche bei der Sache zu bleiben und mit deiner Kritik nicht zu persönlich zu werden. Mit Vorhaltungen und Beleidigungen erreichst du zumeist gar nichts. Falls du das Gefühl hast, in der Diskussion deine Beherrschung zu verlieren, beende das Gespräch lieber und vertage dich, bevor der Konflikt eskaliert. Vielleicht suchst du dir für den nächsten Versuch sogar einen neutralen Mediator?
Hör zu!
Du hast offen formuliert, was dir auf den Nägeln brennt. Jetzt musst du deinem Gesprächspartner zuhören. Wie schätzt er selbst die Situation ein? Was stört ihn? Wo liegt sein Problem? Versetze dich ruhig einmal in die Lage des anderen und versuche, Verhaltensweisen nachzuvollziehen. Hak nach, wenn du etwas nicht verstehst. Zeige Interesse für den Standpunkt des anderen und stelle offene Fragen.
Vertrete klar deinen Standpunkt, aber versuche nicht, den anderen zu verändern.
Erkläre in Ich-Form, wie eine bessere Zusammenarbeit aus deiner Sicht aussehen könnte. Mach deutlich, was du von deinem Gesprächspartner erwartest und warum. Eines aber ist klar: Du wirst deinen Kollegen oder deine Kollegin nicht grundlegend verändern können. Vielmehr geht es darum, dass ihr (wieder) eine respektvolle, professionelle Ebene der Zusammenarbeit findet.
Leg geklärte Konflikte zu den Akten
Ihr habt im Gespräch einen gemeinsamen Nenner gefunden? Glückwunsch! Wichtig ist nun, dass du den geklärten Konflikt auch wirklich zu den Akten legst und nicht bei jeder neuen, schwierigen Situation wieder auspackst. Sei nicht nachtragend, sonst schwelen Konflikte weiter, bis sie erneut ausbrechen.
Last Exit: Auf Abstand gehen, Alternativen überdenken
Manchmal lassen sich Konflikte jedoch nicht in einem Gespräch lösen. Dann hilft es, ein wenig auf Abstand zu gehen und die Situation noch einmal zu überdenken. Eventuell ist ja nach einiger Zeit ein neuer Anlauf möglich. Überstürze nichts, warte aber auch nicht zu lange ab. Setze dir eine persönliche Grenze und wäge ab: Was lasse ich mir gefallen? Was sind meine Alternativen? Spreche ich mit dem Chef? Was würde ein Ausstieg aus diesem Arbeitsumfeld für mich bedeuten? Auch wenn du emotional auf Distanz gehst, bleib doch respektvoll.
Auch du bestimmst das Betriebsklima
Fakt ist: Jeder im Team ist verantwortlich für ein gutes Betriebsklima, auch du. Selbst wenn schwierige Rahmenbedingungen wie Zeit- und Leistungsdruck das kollegiale Verhältnis belasten können, letztlich haben wir es alle in der Hand, unsere Beziehungen am Arbeitsplatz aktiv zu gestalten. Trotz Stress und Hektik können wir mit gutem Beispiel vorangehen, indem wir höflich, freundlich und respektvoll mit unseren Kollegen umgehen.
Indem wir wichtige Informationen mit ihnen teilen, Wissen weitergeben, andere unterstützen und uns für kollegiale Unterstützung bedanken. Stimme nicht in kollektives Jammern oder Lästern ein, sondern versuche, positiv und neutral an deine Aufgaben heranzugehen. Reg dich auch mal ein Team-Treffen nach Dienstschluss an, am besten verknüpft mit einer Aktivität, die jüngeren und älteren Kollegen gleichermaßen Spaß macht – Bowling zum Beispiel oder eine kleine Wanderung. Ist die Stimmung im Team grundsätzlich gut, dann lassen sich in der Regel schwierige Situationen besser meistern und Konflikte schneller lösen.
Genervt von schwierigen Kollegen? Die 5 wichtigsten Tipps im Überblick:
- Denk darüber nach, was dich an deinem Kollegen wirklich stört. Seine Persönlichkeit kannst du nicht verändern. Was darfst du von ihm erwarten und was nicht?
- Such das Gespräch. Vermittle deutlich, aber sachlich und fair deine Sichtweise. Sprich in Ich-Botschaften.
- Hör zu, was dein Gesprächspartner erwidert. Versuche, dich in ihn hineinzuversetzen. Frage nach, wenn du etwas nicht verstehst.
- Wenn das Gespräch zu keinem gemeinsamen Nenner führt: Denk über Alternativen nach. Macht es Sinn, den Chef einzubeziehen? Wäre ein neutraler Mediator hilfreich?
- Bestimme für dich eine Grenze, ab wann motiviertes Arbeiten für dich nicht mehr möglich ist. Bleib selbstbewusst, aber auch respektvoll und offen für neue Gespräche.

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